Frauenausschluss vom Priesteramt: Gerechtigkeit ist keine Strukturfrage
25. Januar 2023
Den Befürwortern der Frauenweihe wird häufig vorgeworfen, dass dieses Thema nur eine Strukturfrage sei und die Diskussion somit für eine echte Erneuerung der Kirche zu kurz greife.
Interessanterweise wird dieser Vorwurf häufig von denjenigen erhoben, die selbst die Struktur der Kirche ausmachen. Es scheint fast so, als dass sie damit eine zentrale Kategorie ihres eigenen Denkens ungewollt auf die Befürworter der Frauenweihe projezieren, die Machtorientierung. Denn Machtfragen sind Strukturfragen.

Aber sie irren damit sehr. Es geht den Befürwortern der Frauenweihe nicht vorrangig um Macht und Strukturen, sondern um einen zutiefst jesuanisches Motiv: Es geht schlicht um Gerechtigkeit. Gerechtigkeit aber ist keine Strukturfrage. Papst Benedikt bezeichnete die Reform der Kirche unter Rückgriff auf die heilige Hildegard „nicht als sterile Veränderung der Strukturen, sondern als Umkehr des Herzens“.
Die Ungleichbehandlung der Frauen durch ihren Ausschluss von der (Priester-) Weihe wird nicht nur zunehmend als ungerecht empfunden, wie der Vatikan meint. Sie ist auch objektiv ungerecht und diskriminierend. Sie bildet eine schmerzhafte Gerechtigkeitslücke in unserer Kirche. Solange diese besteht, kann die Glaubenskrise nicht geheilt werden, sondern wird sich verstärken. Denn ohne innere Gerechtigkeit fehlt der Kirche das belastbare Fundament, ihre Glaubwürdigkeit.
Somit ist jeder Versuch einer Erneuerung durch Evangelisierung auf Sand gebaut. Er ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, die Kräfte sind sinnlos vertan. Denn es fehlt am Evangelium, was „gute Botschaft“ bedeutet. Ungerechtigkeit ist eine schlechte Botschaft, für die betroffenen Frauen angesichts ihrer schmerzhaften Zurückweisung und Diskriminierung eine Schreckensbotschaft.