Synodaler Weg: Ein Meilenstein für Frauenrechte in der Kirche
21. März 2023
Der Synodale Weg in Deutschland wurde mit der 5. Synodalversammlung am 11.3.2023 in Frankfurt/Main abgeschlossen. Nun liegen wichtige Texte gegen die Frauendiskriminierung in der Kirche vor. Sie wurden mit grosser Mehrheit – auch der Bischöfe – beschlossen.
- Grundtext: Am 10.9.2022 wurde der Grundtext „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ beschlossen. 82% der Bischöfe und 92% aller Synodalen fordern Papst oder Konzil auf, die Lehre von Ordinatio Sacerdotalis auf ihre Unfehlbarkeit hin zu prüfen. Denn ihr Frauenausschluss vom Priesteramt werde „vom Volk Gottes in weiten Teilen nicht angenommen und nicht verstanden“.
- Handlungstext: Am 11.3.2023 wurde auch der an den Grundtext anknüpfende, kürzere Handlungstext „Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das Weltkirchliche Gespräch“ ebenfalls mit breiter Mehrheit beschlossen. 80% der Bischöfe und 93% aller Synodalen setzen sich „auf gesamtkirchlicher Ebene … für die Zulassung von Frauen zum sakramentalen Diakonat für alle Teilkirchen ein, die dies … wünschen“ (kein gesonderter Frauendiakonat light!). Dafür stimmten nach einer emotionalen Debatte 177 Synodale bei 12 Gegenstimmen und 13 Enthaltungen.
Natürlich kann man jetzt enttäuscht sein: Der Synodale Weg hat sich aufgrund des Drängens der Bischöfe nur für weniger Diskriminierung der Frauen eingesetzt, nicht aber für die Abschaffung der Diskriminierung. Eine legale Priesterweihe für Frauen scheint noch in weiter Ferne zu liegen; nur unerlaubt ist sie derzeit möglich.
Trotzdem sind diese Texte ein kirchenhistorischer Meilenstein: Der Diakonat der Frau ist eine definitive Forderung, kein Prüfungsauftrag. Erstmals haben die Bischöfe einer grossen katholischen Nationalkriche nicht nur vereinzelt, sondern mit breiter Mehrheit die Forderung nach der Frauenweihe erhoben. Denn der Diakonat ist die unterste Stufe der Weihe (Ordination). Damit plädieren sie zugleich für die Änderung des kirchenrechtlichen Bollwerks gegen die Frauenweihe, den canon 1024 CIC.
Interessant ist das Abstimmungsverhalten der Bischöfe bei diesen Frauenweihe-Texten. Sowohl über den Grundtext als auch über den Handlungstext wurde namentlich abgestimmt; beide Texte haben 9 der etwa 60 abstimmenden Bischöfe (ca. 15%) mit ihrer Nein-Stimme abgelehnt (Hinweis: bei der Zählung der Stimmen werden Enthaltungen wie nicht abgegebene Stimmen behandelt und nicht als Nein-Stimmen gewertet). Es sind:
- Bischof Hanke (Eichstätt)
- Bischof Voderholzer, Weihbischof Graf (Regensburg)
- Bischof Oster (Passau)
- Bischof Ipolt (Görlitz)
- Erzbischof Kardinal Woelki, Weihbischof Schwaderlapp (Köln)
- Weihbischof Wörner (Augsburg)
- Weihbischof Heinrich (Berlin)
Selbst wenn diese Bischöfe auch zukünftig mit der Diskriminierung der Frauen das frauenfeindliche Profil der Kirche aufrecht erhalten wollen: Die grosse Mehrzahl der deutschen Bischöfe wird die frohe Botschaft „im Sinne einer Anwaltschaft“ in die Weltkirche tragen. Das theologisch fundierte Votum der beiden Texte für Geschlechtergerechtigkeit könnte ein Gamechanger für das Ringen um das Frauenpriestertum werden.
Vielleicht hat die Benediktinerin Philippa Rath doch recht, dass in 10 – 20 Jahren Priesterinnen geweiht werden: “ Ich bin sicher, ich erlebe es noch“ (ab 43:00).