Papst Benedikt XVI., vormals Joseph Kardinal Ratzinger, ist zu Recht ein geachteter und geehrter Mann. Aber auch ein Mensch mit Fehlern.
Ein am 20.1.2022 vorgestelltes Gutachten wirft ihm schwere Fehler im Umgang mit dem Missbrauchsgeschehen in seiner Zeit als Erzbischof von München in den 80er Jahren vor. Und es überführt ihn, der mit 94 Jahren am Ende seines langen und bewegten Lebens steht, in dieser Angelegenheit der Lüge. Denn er behauptete 2021 schriftlich, an einer entscheidenden Sitzung nicht teilgenommen und somit nichts gewusst zu haben. Aber er war nachweislich anwesend.
Seine Anhänger werfen den Kritikern des emeritierten Papstes eine Kampagne, gezielte Schädigung, in sozialen Netzwerken sogar Verrat vor. Insbesondere in Deutschlands konservativen Kirchenkreisen ist die Empörung über die Kritiker gross, da es ja „unser“ Papst ist, der angegriffen wird.
Wer so denkt und so spricht, dem sei ein Wort der heiligen Edith Stein vorgehalten, die vom Judentum zum Christentum konvertierte, Dominikanerin und Wissenschaftlerin wurde und von den Nationalsozialisten als Jüdin in Auschwitz ermordet wurde. Sie gilt als Brückenbauerin zwischen den Konfessionen:
Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.
Und so ist die Antwort auf diejenigen, die die Kritiker verurteilen, eine einfache Frage: Sucht Ihr Gott?