Während in Österreich regelmässig katholische Messen von Priesterinnen gehalten werden, ist dies in Deutschland nur selten der Fall. Um so erfreulicher war, dass am Pfingstmontag 2023 ein besonderes Hochamt in Stuttgart stattfand: In einer Kirche, die von einer evangelischen Gemeinde zur Verfügung gestellt wurde, konzelebrierten unter anderem zwei Bischöfinnen und eine Diakonin eine feierliche Pfingstmesse.
Konzelebration beim Hochamt Pfingsten 2023 in Stuttgart (Foto: Reinartz)
Mittlerweile sind über 300 Frauen weltweit zu römisch-katholischen Priesterinnen geweiht worden. Auf ihre – von Rom für ungültig erachtete – Weihe (Ordination) folgte regelmässig ihre Exkommunikation, beginnend mit der Exkommunikation der Donau Sieben 2002. Geweiht wurden die ersten Priesterinnen von römisch-katholischen Bischöfen, die entweder danach selbst exkommuniziert wurden oder deren Name verschwiegen wird (sog. Katakombenweihe).
Etwa 20 der Priesterinnen sind mittlerweile zu Bischöfinnen geweiht worden. Sie vollziehen seit 2003 die weiteren Weihen von Frauen zur Diakonin, Priesterin oder Bischöfin. Zwar gibt es weltweit eine zunehmende Zahl römisch-katholischer Bischöfe, die sich mehr oder weniger offen zur Frauenweihe bekennen und teilweise sogar bereit sind, Frauen zu weihen. Um sie vor einem Amtsverlust zu schützen, sollen sie jedoch keine Frauen weihen. Denn für die Erneuerung der römisch-katholischen Kirche und für den Abbau der Frauendiskriminierung ist das innerkirchliche Wirken dieser Männer von wichtiger Bedeutung.
Viele der Priesterinnen leiten Gemeinden und feiern dort regelmässig heilige Messen, insbesondere in den USA und in Kanada. In Europa, wo Kleriker zumeist nicht von der Gemeinde selbst, sondern vom Bistum bezahlt werden, ist es für Priesterinnen schwer, einen Altar und eine Kirche für die Feier einer heiligen Messe zu finden. Schliesslich stösst schon die – immer noch – kirchenrechtswidrige Predigt von Laien und insbesondere von Frauen vielfach auf Pfarrer, die dazu aus Furcht vor Sanktionen ihren Ambo nicht bereit stellen möchten. So bleiben den Priesterinnen für ihre Messfeiern bisher nur private Kapellen oder – wie beim Pfingstgottesdienst in Stuttgart – Kirchen, die von anderen christlichen Gemeinden überlassen werden.
Bischöfin Dr. Ida Raming, Prälat Pater Marcus* und Bischöfin Christine Mayr-Lumetzberger (von links, Foto: Reinartz)
In der von der Wiener Personal-Prälatur des Heiligen Christophorus organisierten Pfingstmesse beschwor Prälat Pater Marcus* in seiner Predigt den Pfingstmoment, der den Geist frei mache. Diese Freiheit beflügle zum Denken und Handeln. Und nehme die Angst. So könnten auch diejenigen Schranken überwunden werden, die mit der Botschaft Christi nicht vereinbar seien. In diesem Geist stand auch das Abschlusslied des Gottesdienstes:
- Auf geht’s! Wir sind für Gerechtigkeit!
Auf geht’s! Wir wollen Freiheit allezeit!
Auf geht’s! Wir laden alle ein, zusammen Kinder Gottes zu sein! - Liebe – soll unser Motto sein!
Liebe – gilt allen Menschen gleich!
Liebe – als Antwort auf die Zeit gilt Liebe, Frieden, Gerechtigkeit! - Zusammen – für die Gleichberechtigung!
Zusammen – für das Frauenpriestertum!
Zusammen – für Barmherzigkeit, Menschenrechte gelten auch in der Christenheit!
Refrain:
Steht auf – wenn ihr katholisch seid!
Steht auf – aus der Behaglichkeit
Steht auf – wir schliessen Niemand aus!
Steht auf – wir bauen Gottes Haus!
Text: Birgit Kälberer, Melodie: Pet Shop Boys, „Go West“ nach Johann Pachelbel
* Nachtrag vom 2.1.2024: Gemäss offizieller kirchlicher Auskunft hat „Pater Marcus“ nicht die heilige Weihe empfangen und ist nicht Priester der römisch-katholischen Kirche. Nach eigenen Angaben ist er kein Ordensmitglied.