Der Brief des Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin an die Deutsche Bischofskonferenz vom 25.10.2023 zeigt es wieder einmal: Kaum etwas erscheint der katholischen Kirche so „gefährlich“ wie schon das Sprechen über die Einführung des Frauenpriestertums, also die Abschaffung von Frauendiskriminierung und Menschenrechtsverletzungen innerhalb der katholischen Kirche.

Die Deutschen Bischöfe sind erfreulicherweise weiter, wie Diskussion und Beschlusslage beim Synodalen Weg in Deutschland zeigen. Schliesslich haben sie nach langer Diskusssion am 9.9.2022 mit einer 82%-Mehrheit dafür gestimmt, dass die diesseits der Alpen kaum „angenommene und verstandene“ Ablehnung des Frauenpriestertums in Rom überprüft wird.

Bei der Verleihung des Edith-Stein-Preises 2023 an Schwester Philippa Rath enthüllte die Erfurter Theologieprofessorin Julia Knop in ihrer Laudatio jetzt jedoch, wie schwer sie sich dabei getan haben:

„Die autoritative Tabuisierung des Themas war so nachhaltig, dass die Bischöfe bei der vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs ihre Zustimmung zum Grundtext des Frauenforums daran banden, dass im Einleitungsteil ein neuer Absatz eingefügt werde: ,Ob die Lehre von Ordinatio Sacerdotalis die Kirche unfehlbar bindet oder nicht, muss … verbindlich auf dieser Ebene [gemeint ist: der Ebene der höchsten Autorität in der Kirche (Papst und Bischöfe)] geprüft und geklärt werden.‘ Dieser Satz weicht zwar völlig von der Programmatik des Textes ab, ,Geschlechtergerechtigkeit als Grundlage aller künftigen Handlungsweisen in der römisch-katholischen Kirche einzufordern’, die über 123 Absätze lucide entfaltet wird. Aber er ist systemgerecht und deshalb aufschlussreich. Er reduziert den theologischen Diskurs über Menschenwürde und Frauenrechte in der Kirche auf einen lehrrechtlichen Diskurs über die Fallstricke dogmatischer Eigenlogik.“

Es bleibt also weiterhin wichtig, dafür zu kämpfen, das römische Rede-Tabu zu brechen (siehe z.B.: Offener Brief an den Papst). Gerade die päpstliche Mahnung vom 10.11.2023 an die Deutschen, nicht „immer die gleichen Themen zu erörtern„, sollte Ansporn sein, genau dies zu tun. Weil es offensichtlich „gefährlich“ für die päpstliche Diskriminierung ist. „Wir lassen uns nicht aufhalten”, sagt auch die neue Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB), Anja Karliczek, zum Parolin-Brief aus Rom.

Ungehorsam ist eben manchmal die erste Christenpflicht. Oder wie sagt die Bibel: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5, 29).