Am 3.6.2023 hat sich der Todestag von Papst Johannes XXIII. zum 60. Mal gejährt. Er starb etwa ein halbes Jahr, nachdem er das II. Vatikanische Konzil eröffnet hatte, noch vor der 2. Sitzungsperiode, die im Oktober 1963 anstand.
Neben dem II. Vatikanischen Konzil ist sein wichtigstes Vermächtnis die Enzyklika Pacem in terris, die er kurz vor seinem Tod am 11.4.1963 als seine letzte Enzyklika unterschrieben hat. Sie ist als Friedensenzyklika bekannt geworden.
Als Kardinal Roncalli 1954 in Pasai Donibane, Nordspanien
Weniger bekannt ist, dass sie auch eine Menschenrechts- und Frauenrechtsenzyklika ist. Denn mit Pacem in terris (PT) hat der Vatikan erstmals die Menschenrechte anerkannt, die er aus der von Gott verliehenen Menschenwürde ableitete (PT Nr. 75). Das schloss auch die Religionsfreiheit mit ein (PT Nr. 8). Damit wurde das lange vatikanische Fremdeln mit den Menschenrechten – insbesondere im Hinblick auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau – beendet, eine epochale theologische Wende.
Johannes XXIII. war der erste Papst (und leider bisher der letzte), der sich nicht als Platzanweiser für Frauen hervorgetan hat. Er hat ihnen anders als seine Vorgänger und Nachfolger nicht vorgeschrieben, was ihre Rolle ist. Er wollte die Entfaltung ihrer Talente nicht behindern, sondern ermöglichen.
- Er forderte die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Ehe (die damals selbst im Deutschland des Grundgesetzes nicht vorhanden war, da das bürgerliche Recht z.B. die Arbeitsaufnahme von Frauen an eine Erlaubnis des Mannes band).
- Er gestand den Frauen da selbstbestimmte Recht zu, Bildung und Lebensstand frei zu wählen und entweder eine Familie zu gründen „oder das Priestertum oder den Ordensstand zu ergreifen“ (PT Nr. 9).
Damit hat Johannes XXIII. sich nicht am Zeitgeist der jahrhundertelangen Frauendiskriminierung orientiert, sondern an christlichen Werten. Was das Priestertum angeht, hat er die Tür zur Frauenweihe geöffnet.
„Il Papa Buono“ (der gute Papst), der Diplomat, der für seine Volkstümlichkeit bekannt war, wird im Deutschlandfunk von Thomas Klatt entsprechend gewürdigt.