Der Theologe Thomas Söding schreibt während der Bischofssynode 2024 in Rom einen Synodenblog für das Zentralkommitee der deutschen Katholiken (ZdK). Unter „Synode mit Söding“ (SMS) schrieb er zum 12. Tag am 13.10.24 über ein Ereignis auf dem Petersplatz: „Eine Person, die sich weigerte, den Ausweis herzugeben, haben sie in Handschellen abgeführt.“ Man reibt sich die Augen. Behandelt der Vatikan Demonstrierende, die sich nicht ausweisen, wie Schwerkriminelle? Nach Recherchen in Rom ergibt sich folgendes:

Delegierte der internationalen Reformorganisation We Are Church hatten am selbigen Tag mit einem grossen Banner für „EQUALITY“ in der Kirche geworben. Dies geschah während der Ansprache des Papstes auf dem vollen Petersplatz. Auch viele andere Organisationen hatten grosse Banner gezeigt, in etwa 10 m Entfernung beispielsweise für „L´IMMACOLATA VINCERA“ (Jungfräulichkeit wird siegen). Dies ist auf der Übertragung des Angelus vom 13.10.24 deutlich zu sehen.

We Are Church-Banner unmittelbar vor der Untersagung durch die Polizei – im Hintergrund der Papst (kaum sichtbar) am Fenster über roter Fahne

Nur wenige Minuten danach trat die italienische Polizei auf den Plan, die nicht offen als solche erkennbar war. Sie forderte die Bannerträger zur Absenkung auf. Das geschah sofort, das Banner wurde eingefaltet und war nicht mehr sichtbar. Trotzdem wurde das Banner vorübergehend konfisziert und die Bannerträger zur Identifizierung aufgefordert. Wie man aus der italienischen Polizei hört, möchte der Vatikanstaat – anders als der liberalere italienische Staat gleich nebenan – der Personendaten aller Demonstranten habhaft haben, deren Meinung nicht willkommen ist. Alle anderen Banner auf dem Petersplatz und ihre Träger blieben unbehelligt und waren während der Papstworte weiter zu sehen.

Nach der Untersagung der Demonstration eskalierte die italienische Polizei nun die Situation auf dem Petersplatz. Er ist zwar vatikanisches Staatsgebiet, wird aber im Auftrag des Vatikan durch die italienische Polizei gesichert. Einer der Bannerträger verweigerte die Herausgabe des Personalausweises, weil er ihn gar nicht bei sich hatte. Nach einem kurzen Wortwechsel wurden ihm plötzlich und ohne Vorwarnung Handschellen auf dem Rücken angelegt; er wurde zur nahe gelegenen Vatikanwache der italienischen Polizei abgeführt. Eine Besucherin des Angelus-Gebetes wollte diese italienisch-vatikanische Polizeigewalt fotografieren, nämlich die Frau des Mannes, der gerade weggeführt wurde. Daraufhin wurde sie völlig überraschend ohne Ansprache oder Vorwarnung ebenfalls mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt und zur Vatikanwache abgeführt. Wie sich später zeigte, sollen mit solchen Gewaltmassnahmen Fotografien von Polizeieinsätzen auf dem Petersplatz beseitigt werden können.

Abführen einer Angelus-Besucherin in Handschellen, die polizeiliche Gewalt auf dem Petersplatz fotografieren wollte

4 Stunden nach dieser völlig unverhältnismässige Anwendung von Polizeigewalt kamen beide wieder frei, aber erst nachdem sie einer erkennungsdienstlichen Behandlung (Fotos, Abdrücke aller Finger) zugestimmt hatten. Beide haben eine Strafanzeige wegen Resistanza (Widerstand gegen die Staatsgewalt) zu erwarten, was angesichts der Geschehnisse absurd ist. Die Fotografien der Frau, die sie von der Demonstration und ihrer Auflösung gemacht hatte, mussten gelöscht werden; Fotos der Fesselung waren bei ihr nicht vorhanden.

Was hat das mit der Synode zu tun? Papst Franziskus brüstet sich damit, mit der Weltsynode ein neues Kapitel in der katholischen Kirche aufzuschlagen. Als drei wesentliche Fähigkeiten nannte er „begegnen, zuhören und unterscheiden“. Die Offenheit beim Sprechen und Zuhören soll zukünftig zur neuen Kirchenkultur gehören.

Auf dem Petersplatz wird diese Offenheit wie folgt umgesetzt: Der Sicherheitsdienst des Vatikan überwacht den Platz flächendeckend mit Kameras. Sind darauf Banner zu sehen, die dem Vatikan nicht genehm sind, werden sie zensiert. Dazu erhalten die auf dem Petersplatz anwesenden Beamten der italienischen Polizei über Sprechgeräte Anweisung, diese Banner abnehmen zu lassen. Damit wird gewährleistet, dass innerhalb von wenigen Minuten, mitunter Sekunden, missliebige Äusserungen von Kirchenangehörigen nicht mehr sichtbar sind, notfalls durchgesetzt mit Zwangsmitteln. Auffallend dabei ist: Meinungsäusserungen von Fundamentalisten scheinen erwünscht zu sein, die Meinungsfreiheit von Reformern wird eingeschränkt. Zensur oder Maulkorb wären treffende Bezeichnungen.

Zweifel an der Aufrichtigkeit des Vatikans im Hinblick auf die freie Meinungsäusserung bestehen schon länger. So wurde der Wunsch etlicher Synoden-Teilnehmer sowie vieler Verbände (z.B. in einem Offenen Brief an den Papst) abgeblockt, über das mittlerweile in der ganzen katholischen Welt (nicht nur in Europa, wie die Kirche behauptet) virulente Thema des Frauenpriestertums auf der Synode zu sprechen. Und im Vorfeld des nun laufenden letzten Abschnitts wurde sogar das bisher auf der Synode besprochene Thema Frauendiakonat ausgeklammert – ein klarer Rückschritt.

Und so stellen sich am Ende viele Fragen: Ist das Propagieren einer neuen Offenheit wie dem synodalen „Zuhören“ aufrichtig gemeint? Oder wird Meinungsfreiheit in der Kirche noch immer nur im Rahmen der kirchlichen Lehre gewährleistet? Ist Gewaltanwendung gegen Kirchenmitglieder immer noch Teil kirchlicher Machtausübung? Fremdelt der Vatikan immer noch mit den Menschenrechten, die er erst 1963 in der Enzyklika pacem in terris widerwillig anerkannte? Entfernt sich die offizielle Kirche so nicht immer weiter von ihrem Kirchenvolk?

L’Associazione delle donne sacerdote cattoliche (ARCWP) ha pubblicato oggi il seguente comunicato stampa (download):

Versione originale in inglese

L’Associazione Internazionale delle Donne Sacerdote Cattoliche Romane (ARCWP) ordina donne sacerdote e diacono da Spagna, Francia e Stati Uniti in una storica ordinazione il 17 ottobre 2024 a Roma, per promuovere la parità di genere nel ministero ordinato in una Chiesa per tutti.

Mentre il Vaticano ha rimosso una decisione sull’ordinazione delle donne diacono dall’agenda del Sinodo sulla sinodalità dell’ottobre 2024, noi veniamo a Roma per ordinare tre donne sacerdote – Belen Repiso Carrillo dalla Spagna, Anne La Tour e Mary Katherine Daniels dagli Stati Uniti – e tre donne diacono – Loan Rocher dalla Francia e Maria Teresa Ribeiro Rosa e Txus Garcia Pascual dalla Spagna – il 17 ottobre 2024.

Veniamo a Roma per dare speranza ai cattolici di tutto il mondo che le donne sacerdote e diacono sono ora disponibili a servire una rinnovata, emergente Chiesa di uguali.

Chiediamo a Papa Francesco di impegnarsi in una “conversazione nello Spirito” e di rimuovere tutte le barriere che escludono coloro che rispondono alla chiamata dello Spirito all’ordinazione.

Nel 2002, le donne sono state ordinate sacerdote per la prima volta sul Danubio. Sette coraggiose donne provenienti da Austria, America e Germania sono state ordinate sacerdote da diversi vescovi su una nave (“Danube Seven”). Queste ordinazioni sono valide, in quanto in piena successione apostolica, anche se dovevano essere non autorizzate (contra legem, vedi canone 1024 CIC).

Dal 2002, il movimento internazionale delle donne sacerdote cattoliche vive la sua vocazione in obbedienza profetica allo Spirito Santo, ordinando donne come diaconi, sacerdoti e vescovi. Esse devono promuovere la piena uguaglianza di tutti coloro che sono chiamati ai ministeri ordinati. Le donne sacerdote servono comunità inclusive di uguali in cui tutti, compresi i divorziati, i risposati e le persone LGBTQ+, sono invitati a ricevere i sacramenti. Più di 270 donne in 14 Paesi sono state ordinate in questo movimento mondiale. La consacrazione del 17 ottobre 2024 a Roma fa parte di questa tradizione.

A causa dello spazio limitato nella nostra sede, i rappresentanti dei media devono registrarsi e ricevere una conferma per poter assistere alla cerimonia. È possibile organizzare interviste con gli ordinandi prima o dopo l’ordinazione. Per fissare un appuntamento, si prega di consultare le informazioni di contatto qui sotto.

Abbiamo in programma una conferenza stampa a Roma nella prima serata dopo le ordinazioni. Il luogo verrà comunicato.

Persone di contatto

Spagnolo e francese:
Christina Moreira, ARCWP, galilea.luz@gmail.com, +34676817226

  • Spagnolo e francese:
    Christina Moreira, ARCWP, galilea.luz@gmail.com, +34676817226
  • Inglese e accredito stampa:
    Bridget Mary Meehan, ARCWP, bmm.arcwp@gmail.com, +703-505-0004
  • Tedesco e accredito stampa:
    Stephan Rohn, Frauenweihe. Jetzt., stephan.rohn@web.de

Die Association of Roman Catholic Women Priests (ARCWP) veröffentlichte heute folgende deutschsprachige Presseerklärung (download):

Englisch original version

Die internationale Vereinigung römisch-katholischer Priesterinnen (ARCWP) weiht Priesterinnen und Diakoninnen aus Spanien, Frankreich und den USA in einer historischen Weihe am 17. Oktober 2024 in Rom, um die Gleichstellung der Geschlechter im Weiheamt in einer Kirche für alle zu fördern

Während der Vatikan eine Entscheidung über die Weihe von Diakoninnen von der Tagesordnung der Synode über die Synodalität im Oktober 2024 gestrichen hat, kommen wir nach Rom, um drei Priesterinnen zu weihen – Belen Repiso Carrillo aus Spanien, Anne La Tour und Mary Katherine Daniels aus den Vereinigten Staaten – sowie drei Diakoninnen – Loan Rocher aus Frankreich und Maria Teresa Ribeiro Rosa und Txus Garcia Pascual aus Spanien – am 17. Oktober 2024.

Wir kommen nach Rom, um den Katholiken auf der ganzen Welt die Hoffnung zu geben, dass Frauen als Priesterinnen und Diakoninnen jetzt zur Verfügung stehen, um einer erneuerten, entstehenden Kirche der Gleichen zu dienen.

Wir bitten Papst Franziskus, sich auf ein „Gespräch im Geist“ einzulassen und alle Hindernisse zu beseitigen, die diejenigen ausschließen, die dem Ruf des Geistes zur Weihe folgen.

2002 erfolgten auf der Donau erstmals Ordinationen von Frauen zu Priesterinnen. Sieben mutige Frauen aus Österreich, Amerika und Deutschland wurden von mehren Bischöfen auf einem Schiff zu Priesterinnen geweiht („Danube Seven“). Diese Weihen sind gültig, da sie in voller apostolischer Sukzession stehen, obwohl sie unerlaubt (contra legem, s. canon1024 CIC) erfolgen mussten.

Seit 2002 lebt die internationale römisch-katholische Priesterinnenbewegung ihre Berufung im prophetischen Gehorsam gegenüber dem Heiligen Geist, indem sie Frauen zu Diakoninnen, Priesterinnen und Bischöfinnen weiht. Sie sollen die volle Gleichberechtigung aller, die zu den geweihten Ämtern berufen sind, fördern. Priesterinnen dienen inklusiven Gemeinschaften von Gleichen, in denen alle, auch Geschiedene, Wiederverheiratete und LGBTQ+-Personen, zum Sakramentenempfang eingeladen sind. Mehr als 270 Frauen in 14 Ländern sind in dieser weltweiten Bewegung geweiht worden. In dieser Tradition steht die Weihe am 17. Oktober 2024 in Rom.

Aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse an unserem Veranstaltungsort müssen sich die Medienvertreter anmelden und eine Bestätigung erhalten, um an der Zeremonie teilnehmen zu können. Interviews mit den Ordinanden können vor oder nach der Ordination vereinbart werden. Zur Vereinbarung von Terminen finden Sie untenstehende Kontaktinformationen.

Wir planen eine Pressekonferenz in Rom am frühen Abend nach den Weihen. Der Ort wird noch bekannt gegeben.

Ansprechpartner

  • Spanisch und Französisch:
    Christina Moreira, galilea.luz@gmail.com, +34676817226
  • Englisch und Presseakkreditierung:
    Bridget Mary Meehan, bmm.arcwp@gmail.com, +703-505-0004
  • Deutsch:
    Stephan Rohn, stephan.rohn@web.de