Am 3.6.2023 hat sich der Todestag von Papst Johannes XXIII. zum 60. Mal gejährt. Er starb etwa ein halbes Jahr, nachdem er das II. Vatikanische Konzil eröffnet hatte, noch vor der 2. Sitzungsperiode, die im Oktober 1963 anstand.

Neben dem II. Vatikanischen Konzil ist sein wichtigstes Vermächtnis die Enzyklika Pacem in terris, die er kurz vor seinem Tod am 11.4.1963 als seine letzte Enzyklika unterschrieben hat. Sie ist als Friedensenzyklika bekannt geworden.

Als Kardinal Roncalli 1954 in Pasai Donibane, Nordspanien

Weniger bekannt ist, dass sie auch eine Menschenrechts- und Frauenrechtsenzyklika ist. Denn mit Pacem in terris (PT) hat der Vatikan erstmals die Menschenrechte anerkannt, die er aus der von Gott verliehenen Menschenwürde ableitete (PT Nr. 75). Das schloss auch die Religionsfreiheit mit ein (PT Nr. 8). Damit wurde das lange vatikanische Fremdeln mit den Menschenrechten – insbesondere im Hinblick auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau – beendet, eine epochale theologische Wende.

Johannes XXIII. war der erste Papst (und leider bisher der letzte), der sich nicht als Platzanweiser für Frauen hervorgetan hat. Er hat ihnen anders als seine Vorgänger und Nachfolger nicht vorgeschrieben, was ihre Rolle ist. Er wollte die Entfaltung ihrer Talente nicht behindern, sondern ermöglichen.

  • Er forderte die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Ehe (die damals selbst im Deutschland des Grundgesetzes nicht vorhanden war, da das bürgerliche Recht z.B. die Arbeitsaufnahme von Frauen an eine Erlaubnis des Mannes band).
  • Er gestand den Frauen da selbstbestimmte Recht zu, Bildung und Lebensstand frei zu wählen und entweder eine Familie zu gründen „oder das Priestertum oder den Ordensstand zu ergreifen“ (PT Nr. 9).

Damit hat Johannes XXIII. sich nicht am Zeitgeist der jahrhundertelangen Frauendiskriminierung orientiert, sondern an christlichen Werten. Was das Priestertum angeht, hat er die Tür zur Frauenweihe geöffnet.

„Il Papa Buono“ (der gute Papst), der Diplomat, der für seine Volkstümlichkeit bekannt war, wird im Deutschlandfunk von Thomas Klatt entsprechend gewürdigt.

Während in Österreich regelmässig katholische Messen von Priesterinnen gehalten werden, ist dies in Deutschland nur selten der Fall. Um so erfreulicher war, dass am Pfingstmontag 2023 ein besonderes Hochamt in Stuttgart stattfand: In einer Kirche, die von einer evangelischen Gemeinde zur Verfügung gestellt wurde, konzelebrierten unter anderem zwei Bischöfinnen und eine Diakonin eine feierliche Pfingstmesse.

Konzelebration beim Hochamt Pfingsten 2023 in Stuttgart (Foto: Reinartz)

Mittlerweile sind über 300 Frauen weltweit zu römisch-katholischen Priesterinnen geweiht worden. Auf ihre – von Rom für ungültig erachtete – Weihe (Ordination) folgte regelmässig ihre Exkommunikation, beginnend mit der Exkommunikation der Donau Sieben 2002. Geweiht wurden die ersten Priesterinnen von römisch-katholischen Bischöfen, die entweder danach selbst exkommuniziert wurden oder deren Name verschwiegen wird (sog. Katakombenweihe).

Etwa 20 der Priesterinnen sind mittlerweile zu Bischöfinnen geweiht worden. Sie vollziehen seit 2003 die weiteren Weihen von Frauen zur Diakonin, Priesterin oder Bischöfin. Zwar gibt es weltweit eine zunehmende Zahl römisch-katholischer Bischöfe, die sich mehr oder weniger offen zur Frauenweihe bekennen und teilweise sogar bereit sind, Frauen zu weihen. Um sie vor einem Amtsverlust zu schützen, sollen sie jedoch keine Frauen weihen. Denn für die Erneuerung der römisch-katholischen Kirche und für den Abbau der Frauendiskriminierung ist das innerkirchliche Wirken dieser Männer von wichtiger Bedeutung.

Viele der Priesterinnen leiten Gemeinden und feiern dort regelmässig heilige Messen, insbesondere in den USA und in Kanada. In Europa, wo Kleriker zumeist nicht von der Gemeinde selbst, sondern vom Bistum bezahlt werden, ist es für Priesterinnen schwer, einen Altar und eine Kirche für die Feier einer heiligen Messe zu finden. Schliesslich stösst schon die – immer noch – kirchenrechtswidrige Predigt von Laien und insbesondere von Frauen vielfach auf Pfarrer, die dazu aus Furcht vor Sanktionen ihren Ambo nicht bereit stellen möchten. So bleiben den Priesterinnen für ihre Messfeiern bisher nur private Kapellen oder – wie beim Pfingstgottesdienst in Stuttgart – Kirchen, die von anderen christlichen Gemeinden überlassen werden.

Bischöfin Dr. Ida Raming, Prälat Pater Marcus* und Bischöfin Christine Mayr-Lumetzberger (von links, Foto: Reinartz)

In der von der Wiener Personal-Prälatur des Heiligen Christophorus organisierten Pfingstmesse beschwor Prälat Pater Marcus* in seiner Predigt den Pfingstmoment, der den Geist frei mache. Diese Freiheit beflügle zum Denken und Handeln. Und nehme die Angst. So könnten auch diejenigen Schranken überwunden werden, die mit der Botschaft Christi nicht vereinbar seien. In diesem Geist stand auch das Abschlusslied des Gottesdienstes:

  1. Auf geht’s! Wir sind für Gerechtigkeit!
    Auf geht’s! Wir wollen Freiheit allezeit!
    Auf geht’s! Wir laden alle ein, zusammen Kinder Gottes zu sein!
  2. Liebe – soll unser Motto sein!
    Liebe – gilt allen Menschen gleich!
    Liebe – als Antwort auf die Zeit gilt Liebe, Frieden, Gerechtigkeit!
  3. Zusammen – für die Gleichberechtigung!
    Zusammen – für das Frauenpriestertum!
    Zusammen – für Barmherzigkeit, Menschenrechte gelten auch in der Christenheit!

Refrain:
Steht auf – wenn ihr katholisch seid!
Steht auf – aus der Behaglichkeit
Steht auf – wir schliessen Niemand aus!
Steht auf – wir bauen Gottes Haus!

Text: Birgit Kälberer, Melodie: Pet Shop Boys, „Go West“ nach Johann Pachelbel

* Nachtrag vom 2.1.2024: Gemäss offizieller kirchlicher Auskunft hat „Pater Marcus“ nicht die heilige Weihe empfangen und ist nicht Priester der römisch-katholischen Kirche. Nach eigenen Angaben ist er kein Ordensmitglied.

Am 7.10.2012 wurde die heilige Hildegard von Bingen (1098-1179) in einer feierlichen Zeremonie von Papst Benedikt XVI. zur Kirchenlehrerin erhoben. Damit war sie erst die 4. Frau unter 37 Kirchenlehrerinnen und -lehrern. Zu ihren Ehren schmückt ihr Antlitz diese Webseite.

Die feierliche Zeremonie fand in Anwesenheit von Bischöfen aus aller Welt vor dem Petersdom statt. Dabei waren auch einige Frauen: Die Vertreterinnen der Benediktinerabtei St. Hildegard aus Rüdesheim im Rheingau unter Leitung ihrer Äbtissin Clementia Killewald. Sie hatten zuvor die theologischen Grundlagen für die Erhebung der heiligen Hildegard geschaffen. Sie hatten ihr Leben und Wirken wissenschaftlich erforscht, dokumentiert und publiziert. Nun sassen sie ganz hinten – hinter Bischöfen und anderen männlichen Würdenträgern.

Rom, Petersdom, Erhebung der Heiligen Hildegard zur Kirchenlehrerin, 2012

Nach den Feierlichkeiten kam es zu einem weiteren Gespräch mit Papst Benedikt. Im März 2013 empfing er in dem kleinen Klösterchen in den Vatikanischen Gärten, in dem er als Emeritus seit kurzem lebte, die beiden Benediktinerinnen Clementia Killewald und Philippa Rath.

Dabei wurde der Papst auf das Lehrschreiben seines Vorgängers, Papst Johannes Paul II., Ordinatio Sacerdotalis angesprochen. Es schliesst das Frauenpriestertum in der römisch-katholischen Kirche aus und wird immer wieder als unfehlbar betrachtet. Papst Benedikt urteilte auf die Frage nach der Unfehlbarkeit:

Es ist eine wichtige Lehrentscheidung, aber es ist kein Dogma.

Schwester Philippa Rath hat die theologische Einordnung von Papst Benedikt nun öffentlich bezeugt. In der letzten Synodalversammlung des Synodalen Weges in Deutschland am 11.3.2023 hat sie darüber berichtet, bei der Diskussion über das Dokument „Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“ . Es wurde mit grosser Mehrheit von 93% aller Synodalen und 80% der Bischöfe verabschiedet und fordert u.a. den Zugang der Frauen zum Diakonat, der niedrigsten Stufe der Weihe. Die Äusserung von Philippa Rath ist als Video (ab 3:14:37) veröffentlicht.

Damit hat Papst Benedikt 2012 deutlich gemacht, dass nach seiner Auffassung der Frauenausschluss vom Priesteramt nicht zum (unveränderlichen) Glaubensgut der römisch-katholischen Kirche gehört. Als Papst bestreitet er die Auffassung der Glaubenskongregation, die 1995 unter dem Präfekten Kardinal Ladari das Lehrschreiben Ordinatio Sacerdotalis offiziell als Glaubensgut bezeichnet hat. Die Kompetenz dazu hat die Glaubenskongregation nicht: Die Unterscheidung des Wesentlichen (Glaubensgut) vom Veränderlichen liegt beim kirchlichen Lehramt des Papstes oder dem Bischofskollegium der Weltkirche (canon 749 CIC).

So steht ein grosses Fragezeichen hinter der immer wieder behaupteten Unfehlbarkeit von Ordinatio Sacerdotalis. Papst Bendedikt selbst hat es gesetzt.

Folgerichtig hält als erster Kardinal 2023 der Luxemburger Jaen-Claude Hollerich die Zulassung von Frauen zu geweihten Ämtern in der katholischen Kirche prinzipiell für möglich: „Mit der Zeit“ könne ein Papst diese Frage anders entscheiden als Papst Jonhannes Paul II. Die Zeit ist da!

Der Synodale Weg in Deutschland wurde mit der 5. Synodalversammlung am 11.3.2023 in Frankfurt/Main abgeschlossen. Nun liegen wichtige Texte gegen die Frauendiskriminierung in der Kirche vor. Sie wurden mit grosser Mehrheit – auch der Bischöfe – beschlossen.

  • Grundtext:  Am 10.9.2022 wurde der Grundtext „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ beschlossen. 82% der Bischöfe und 92% aller Synodalen fordern Papst oder Konzil auf, die Lehre von Ordinatio Sacerdotalis auf ihre Unfehlbarkeit hin zu prüfen. Denn ihr Frauenausschluss vom Priesteramt werde „vom Volk Gottes in weiten Teilen nicht angenommen und nicht verstanden“.
  • Handlungstext: Am 11.3.2023 wurde auch der an den Grundtext anknüpfende, kürzere Handlungstext „Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das Weltkirchliche Gespräch“ ebenfalls mit breiter Mehrheit beschlossen. 80% der Bischöfe und 93% aller Synodalen setzen sich „auf gesamtkirchlicher Ebene … für die Zulassung von Frauen zum sakramentalen Diakonat für alle Teilkirchen ein, die dies … wünschen“ (kein gesonderter Frauendiakonat light!). Dafür stimmten nach einer emotionalen Debatte 177 Synodale bei 12 Gegenstimmen und 13 Enthaltungen.

Natürlich kann man jetzt enttäuscht sein: Der Synodale Weg hat sich aufgrund des Drängens der Bischöfe nur für weniger Diskriminierung der Frauen eingesetzt, nicht aber für die Abschaffung der Diskriminierung. Eine legale Priesterweihe für Frauen scheint noch in weiter Ferne zu liegen; nur unerlaubt ist sie derzeit möglich.

Trotzdem sind diese Texte ein kirchenhistorischer Meilenstein: Der Diakonat der Frau ist eine definitive Forderung, kein Prüfungsauftrag. Erstmals haben die Bischöfe einer grossen katholischen Nationalkriche nicht nur vereinzelt, sondern mit breiter Mehrheit die Forderung nach der Frauenweihe erhoben. Denn der Diakonat ist die unterste Stufe der Weihe (Ordination). Damit plädieren sie zugleich für die Änderung des kirchenrechtlichen Bollwerks gegen die Frauenweihe, den canon 1024 CIC.

Interessant ist das Abstimmungsverhalten der Bischöfe bei diesen Frauenweihe-Texten. Sowohl über den Grundtext als auch über den Handlungstext wurde namentlich abgestimmt; beide Texte haben 9 der etwa 60 abstimmenden Bischöfe (ca. 15%) mit ihrer Nein-Stimme abgelehnt (Hinweis: bei der Zählung der Stimmen werden Enthaltungen wie nicht abgegebene Stimmen behandelt und nicht als Nein-Stimmen gewertet). Es sind:

  • Bischof Hanke (Eichstätt)
  • Bischof Voderholzer, Weihbischof Graf (Regensburg)
  • Bischof Oster (Passau)
  • Bischof Ipolt (Görlitz)
  • Erzbischof Kardinal Woelki, Weihbischof Schwaderlapp (Köln)
  • Weihbischof Wörner (Augsburg)
  • Weihbischof Heinrich (Berlin)

Selbst wenn diese Bischöfe auch zukünftig mit der Diskriminierung der Frauen das frauenfeindliche Profil der Kirche aufrecht erhalten wollen: Die grosse Mehrzahl der deutschen Bischöfe wird die frohe Botschaft „im Sinne einer Anwaltschaft“ in die Weltkirche tragen. Das theologisch fundierte Votum der beiden Texte für Geschlechtergerechtigkeit könnte ein Gamechanger für das Ringen um das Frauenpriestertum werden.

Vielleicht hat die Benediktinerin Philippa Rath doch recht, dass in 10 – 20 Jahren Priesterinnen geweiht werden: “ Ich bin sicher, ich erlebe es noch“ (ab 43:00).

In der New York Times vom 6.1.2023 und online haben 19 römisch-katholische Bischöfinnen weltweit einen Offenen Brief an Papst Franziskus veröffentlicht.

Darin prangern sie die andauernde Frauendiskriminierung durch die katholische Kirche an und fordern ein Ende des Ausschlusses der Frauen vom Priesteramt. Der Offene Brief wurde auch von den 3 europäischen Bischöfinnen unterzeichnet. Er macht eindrucksvoll deutlich, dass die Forderung der Frauenordination in unserer Kirche nicht nur in Deutschland und in Europa erhoben wird, sondern weltweit.  

Ausschnitt unten rechts: Open Letter to Pope Francis etc., New York Times 6.1.2023

Der Offene Brief wurde von der Organisation Roman Catholic Women Priests (RCWP) initiiert, der weltweit etwa 300 römisch-katholische Priesterinnen und Bischöfinnen angehören. Wir veröffentlichen folgend die deutsche Übersetzung (Download) dieses Briefes:

Offener Brief

an Papst Franziskus,

das Volk Gottes,

Beamte der Kurie,

Bischofskonferenzen in Europa, Amerika, Afrika, Asien, Australien und Ozeanien

6.1.2023

Beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) kam zum ersten Mal Hoffnung für Frauen in der römisch-katholischen Kirche auf. Papst Johannes XXIII. rief die Kirche dazu auf, Türen und Fenster zu öffnen und „die Zeichen der Zeit zu erkennen“. Als Papst Franziskus kürzlich zu einem weltweiten synodalen Prozess aufrief, wagten wir, die Bischöfinnen der römisch-katholischen Kirche, erneut zu hoffen, dass die Kirchenführung zuhört und mit dem Volk Gottes geht.

In einem November-Interview, das im „American Magazine“ veröffentlicht wurde, versucht Papst Franziskus, den Ausschluss von Frauen aus den geweihten Ämtern zu rechtfertigen, indem er die archaische, patriarchalische Theologie anwendet, dass Jesus ein Mann war und er Männer als seine Apostel wählte, weshalb Priester auch männlich sein müssen. Er berief sich auf die mittelalterliche Ehebildsprache einer aktiv-empfangenden Beziehung, in der die Kirche die Braut und der Priester der Bräutigam ist. Dies missachtet die grundlegende Botschaft des Evangeliums und widerspricht unserer Taufeinigkeit in Christus: „. . . es gibt nicht mehr männlich und weiblich; denn ihr alle seid eins in Christus Jesus.“ (Galater 3:28) Die Taufe beruht auf dem Glauben, nicht auf dem Geschlecht, nicht der Nationalität oder anderen Formen der Diskriminierung.

Die fadenscheinigen Argumente, die Franziskus in dem Interview skizziert, erkennen nicht die vielen Stellen in der Schrift an, wo Frauen von Gott oder Jesus zum Dienst auserwählt werden. Maria von Magdala wurde zur „Apostelin der Apostel“ ausgerufen, und eine Vielzahl anderer Frauen, die in der Schrift namentlich genannt werden, gingen hinaus, um die Frohe Botschaft in der frühen Kirche zu verkünden. An dem Argument festzuhalten, dass Männlichkeit für die Weihe notwendig ist, schaden Kirche und Gesellschaft insgesamt. Eine Kirche, die Frauen mit ihren Strukturen unterwirft, unterstützt eine ähnliche Unterwerfung in der Welt. Damit verstößt die römisch-katholische Kirche gegen ihre eigenen Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils, das besagt: „. . . Formen sozialer oder kultureller Diskriminierung, grundlegender Persönlichkeitsrechte aufgrund von Geschlecht, Rasse, Hautfarbe, sozialen Bedingungen, Sprache oder Religion müssen eingedämmt oder ausgerottet werden, da sie mit Gottes Plänen unvereinbar sind.“ (Gaudium et Spes 29)

Der Versuch von Franziskus den Ausschluss von Frauen von den Weiheämtern zu rechtfertigen, ist ein Versäumnis, „die Zeichen der Zeit zu erkennen“ und die grundlegenden Menschenrechte aller Mitglieder der Kirche zu verstehen.

Römisch-katholische Diakoninnen, Priesterinnen und Bischöfinnen sind dem Ruf Gottes und ihren Gemeinschaften gefolgt. Wir bieten eine lebendige Erfahrung von Gemeinschaft und Sakramenten, wo wir leben. Wir sind nicht dafür verantwortlich, dass Menschen die Kirche verlassen, wir bringen Menschen zum Glauben zurück. Wir dienen, um diejenigen zu heilen, die durch körperlichen, emotionalen und geistlichen Missbrauch und Ausgrenzung innerhalb der Kirche schwer verwundet wurden. Wir bieten ein Kirchenmodell, das leicht als römisch-katholisch erkennbar ist, aber Transparenz in den Leitungsämtern, Einbeziehung der Ausgegrenzten und Gleichstellung der Geschlechter bietet.

Wir rufen Papst Franziskus und die Bischofskonferenzen in Europa, Amerika, Afrika, Asien, Australien und Ozeanien auf, sich mit uns, den römisch-katholischen Bischöfinnen, die auf der ganzen Welt dienen, zu treffen. Wir sind in apostolischer Sukzession berufen, auserwählt und geweiht. Trotz seiner Aufforderung zum Dialog weigert sich Papst Franziskus, sich auf ein authentisches Gespräch mit uns einzulassen. Papst Franziskus kann diese Tür mit den Schlüsseln des Apostels Petrus aufschließen.

+Jane Kryzanowski, Regina, SK, Canada; photina61@gmail.com,

+Martha Sherman, Washington, IA; revmmsherman@gmail.com

+Mary Eileen Collingwood, Cleveland, OH, USA;mecreg6@yahoo.com

+Christine Mayr-Lumetzberger, Pettenbach, Austria;mmcml@almnet.at

+Olga Lucia Álvarez Benjumea, Envigado, Columbia;olalbe@gmail.com

+Jean Marie Marchant, Boston, MA, USA

+Suzanne Avison Thiel, Portland, OR, USA

+Jane Via, San Diego, CA, USA

+Mary Keldermans, Springfield, IL, USA

+Ida Raming, Stuttgart, Germany

+Briget Mary Meehan, Ft. Meyers, FL, USA

+Marie Evans Bouclin, Sudbury, ON, Canada

+Merlene Olivia Doko, Pismo Beach, CA, USA

+Andrea Michele Johnson, Annapolis, MD, USA

+Sibyl Dana Reynolds, Pebble Beach, CA, USA

+Joan Clark Houk, South Bend, IN, USA

+Patricia Fresen, Johannesburg, South Africa

+Nancy Louise Meyer, Brownsburg, IN, USA

+Gisela Forster, Berg, Germany

Kardinal Woelki hat schwere Fehler gemacht, sagt sein Chef, Papst Franziskus. Er hat ihn zeitweise freigestellt und droht nun, sein Rücktrittsangebot anzunehmen. Trotzdem hält Woelkis negative Performance an. Jetzt hat ihn auch noch sein wahrer Vorgesetzter zum Rapport bestellt.

So kam es unlängst zum Gespräch – Kölner ahnen es – mit dem Teufel höchstpersönlich. Hauptthema waren seine Zielvorgaben für das Erzbistum Köln. Die Austrittszahlen dort sind zwar hoch, aber bei weitem nicht ausreichend. Zumal der Kardinal dem Teufel versprochen hatte, dafür zu sorgen, dass alle Katholiken in Köln die Kirche verlassen. Damit gerät der teuflische Plan ins Wanken, die Kirche von innen her zu zerstören.

Das Gespräch mit des „Teufels Kardinal“ ist in der Kölner Stunksitzung 2023 zu sehen, veröffentlicht in der Mediathek des WDR (ab 00:24:44) und auf youtube. Viel Spass!

Den Befürwortern der Frauenweihe wird häufig vorgeworfen, dass dieses Thema nur eine Strukturfrage sei und die Diskussion somit für eine echte Erneuerung der Kirche zu kurz greife. Und den Frauen wird vorgeworfen, dass es ihnen nur um die Macht ginge.

Damit versucht die Kirche, die Frauen dadurch zu diskreditieren, dass sie ihnen soziale Motive (Machtstreben) unterstellt anstelle von religiösen Motiven (Gott dienen). Dies ist ein altbekannter und frauenfeindlicher Versuch, Geschlechterdiskriminierung zu rechtfertigen und aufrecht zu erhalten.

Interessanterweise wird der Vorwurf häufig von denjenigen erhoben, die selbst die Struktur der Kirche ausmachen. Es scheint fast so, als dass sie damit eine zentrale Kategorie ihres eigenen Denkens ungewollt auf die Befürworter der Frauenweihe projizieren, ihre Machtorientierung. Denn Machtfragen sind Strukturfragen und umgekehrt.

Aber sie irren damit sehr. Es geht den Befürwortern der Frauenweihe nicht vorrangig um Macht und Strukturen, sondern um einen zutiefst jesuanisches Motiv: Es geht schlicht um Gerechtigkeit. Gerechtigkeit aber ist keine Strukturfrage. Wer Gerechtigkeit für eine Strukturfrage hält, hat Jesus nicht verstanden.

Jesus unter den Schriftgelehrten, Kacheln, Portugal

Immerhin thematisiert der Vatikan mittlerweile, dass Frauen ihren Ausschluss von der (Priester-) Weihe als ungerecht empfinden. Damit sieht er Diskussions- und Handlungsbedarf, der beispielsweise zu Einräumung von Führungspositionen führt. Doch dieses „Zugeständnis“ beinhaltet zugleich einen paternalistischen Gestus: Die Ungerechtigkeit wird von den Frauen nur empfunden (sie sind ja emotionale Wesen); Männer aber wissen es besser und stellen objektiv (ohne Emotionen) fest: Es gibt sie nicht.

Aber das stimmt nicht. Wer einen Menschen aufgrund eines gruppenbezogenen Merkmals (Geschlecht), nicht aufgrund eines individuellen Merkmals, anders behandelt und dadurch benachteiligt (hier: nicht zur Weihe zulässt), diskriminiert ihn. Dies ist eine Menschenrechtsverletzung; sie wird täglich und systematisch durch die Kirche begangen. Wie in den Zeiten der Sklaverei, die von der Kirche gerechtfertigt und praktiziert wurde.

Die Diskriminierung der Frauen bildet nicht nur für die betroffenen Frauen eine schmerzhafte Gerechtigkeitslücke in unserer Kirche. Solange sie besteht, kann auch die Glaubenskrise nicht geheilt werden, sondern wird sich verstärken. Denn ohne innere Gerechtigkeit fehlt der Kirche das belastbare Fundament, ihre Glaubwürdigkeit. Sie wird das – in vielen Ländern – verlorene Vertrauen nicht zurück gewinnen können. Und in den übrigen Ländern wird sie es – mit zunehmender Bildung – verlieren. An der Frauenfrage, die eigentlich eine Männerfrage ist, wird sich die Zukunft der Kirche entscheiden.

Somit ist jeder Versuch einer Erneuerung durch Evangelisierung auf Sand gebaut. Er ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, die Kräfte sind sinnlos vertan. Denn es fehlt am Evangelium, was „gute Botschaft“ bedeutet. Ungerechtigkeit ist eine schlechte Botschaft, für die betroffenen Frauen angesichts ihrer schmerzhaften Zurückweisung und Diskriminierung möglicherweise eine Schreckensbotschaft.

Wir trauern um Kardinal Joseph Ratzinger und Papst Benedikt XVI., der heute mit 95 Jahren gestorben ist. Er war ein brillant formulierender Theologe, dessen populärwissenschaftliche Werke viele Leser fanden, aber kein guter Papst.

In seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst hat er die Kirche nachhaltig geprägt. Aus dem Elfenbeinturm seiner Gelehrsamkeit hat er sie aber nicht in die Zukunft führen können. Dazu fehlte ihm der positive Realitätsbezug, das Annehmen einer Wirklichkeit im Wandel. Beim Umgang mit Frauen, Homosexuellen und Missbrauchten hat er die Kirche unglaubwürdig gemacht und ihr damit nachhaltig geschadet. Bei den Betroffenen hat er bis heute unglaubliches Leid ausgelöst. Gefangen im Zeitgeist seiner Jugend hat er die Kirche über 30 Jahre lang in eine Sackgasse geführt. Sein grösstes Verdienst als Papst war es, dass er seine eigene Unfähigkeit erkannte, die Kirche mit der heutigen Zeit zu versöhnen, und den Mut aufbrachte, 2013 sein Amt nieder zu legen.

Wie geht es nun weiter? Papst Franziskus hat jetzt mehr Spielraum; ihm wird es beispielsweise leichter fallen, zukünftig ebenfalls sein Amt nieder zu legen. Wenn er einst seinem Nachfolger Platz macht, könnte sich eine der beiden grössten Gefahren für unsere römisch-katholische Kirche realisieren: Ein Pontifikat von Papst Johannes Paul III. oder von Papst Benedikt der XVII. Es möge verhütet werden!

Übrigens ist die Erinnerung an Benedikt XVI. damit verbunden, dass er gerne von „lauen Christen“ sprach. Das sind diejenigen, deren Leben seiner Meinung nach nicht vollkommen auf Christus hin zentriert ist. Da stellt sich die Frage, wann ist ein Christ lau? Ist es nicht eher derjenige, der Frauen diskriminiert und damit die Menschenrechte verletzt. Ist dieser nicht deswegen lau, weil er nur dem Zeitgeist folgt, anstatt die Botschaft Christi konsequent umzusetzen, die die Gleichheit aller Menschen (Gal 3,28) aus der göttlichen Menschenwürde ableitet? Ist nicht derjenige lau, der abweichende Meinungen rigider verfolgt als Missbrauchstäter? Ist er es nicht deswegen, weil er sich hinter Tradition und Macht versteckt, anstatt für christliche Werte zu kämpfen?

Wir verabschieden uns heute von einem wortmächtigen Gelehrten, einem schlechten Papst und einem – nach eigenem Massstab – lauen Christen.

Die zeitgleiche Umweltkonferenz COP27 in Ägypten war wirklich enttäuschend, aber nicht der 6-tägige ad limina-Besuch aller deutschen Bischöfe bis zum 18.11.2022 in Rom. Letzterer war wirklich ein grosser Erfolg. Auch wenn dies teilweise anders gesehen wird. Warum ist das so?

Ad limina-Besuch der Deutschen Bischöfe 2022 im Vatikan

1. Erstmals hat eine wichtige nationale Kirche dem Vatikan vor Ort nahezu geschlossen die Stirn geboten. Sie hat den Vatikan in offener Konfrontation zur Überprüfung – sprich Änderung – seiner Lehre u.a. beim Thema Frauenweihe aufgefordert. Anwesend waren alle über 60 deutschen Bischöfe. Nicht Laien wie Vertreter des Zentralkommittees der deutschen Katholiken oder unbotmässige Priester haben hart mit den höchsten römischen Kirchenvertretern diskutiert. Das ist ein kirchenhistorischer Meilenstein. Offen zu Tage tritt damit auch der römische Machtverlust, nachdem dort bisher dekretiert wurde, die Frauenweihe sei kein Thema, die Debatte darüber sei beendet.

2. Der Synodale Weg in Deutschland geht gegen den Willen des Vatikans weiter. Der Machtkampf mit der deutschen Kirche ging verloren, nachdem die deutschen Bischöfe die Aufforderung von Kardinal Ouellet zur Aussetzung (Moratorium) des Synodalen Weges in Deutschland vehement ablehnten. Damit besteht weiterhin die Chance, mit den Beschlüssen des Synodalen Weges in Deutschland im Frühjahr 2023 den vom Vatikan befürchteten weltkirchlichen „Flächenbrand“ zu erzeugen. Auch andere Nationalkirchen könnten sich ermutigt fühlen, die kirchliche Erneuerung durch tiefgreifende Reformen offen zu fordern. Dazu gehört insbesondere, nun auch für die Frauenweihe einzutreten. Die vatikanische Weltsynode wird dieses Anliegen dann 2023-2024 nicht mehr ignorieren können.

Also: Alles läuft nach Plan. Der Weg zum 1. weiblichen Pontifikat mit seinen 5 Etappen geht weiter. Mit der neuerlichen Zuspitzung der Debatte rückt die nächste Etappe – das Kippen der Tradition – näher. Der Widerstand gegen die römische Autorität, die bisher keinen Widerspruch und keine ungewollte Diskussion dulden musste, ist auf höchster Ebene angekommen und unabweisbar präsent. Das zeigt sich auch in der unüblichen Veröffentlichung zweier Präfekten-Reden, denen man die Klage über den Verlust von Macht und Autorität – mithin einer untergegangenen Zeit – deutlich entnehmen kann. Dies ist nicht nur ein Sieg der Meinungsfreiheit, sondern auch Hoffnungszeichen für zukünftige Geschlechtergerechtigkeit.

„Gottes Wort zu verkünden, hängt nicht vom Geschlecht ab“, schloss ein Priester im Oktober 2022 die Sonntagsmesse in einer grossen Kölner Pfarrkirche. In der katholischen Kirche aber doch. Nach dem geltenden Kirchenrecht dürfen Frauen weder das Evangelium verkünden, noch in der heiligen Messe (Eucharestiefeier) die Predigt (Homilie) halten. Predigtverbote gab es im übrigen schon immer. Im alten Rom waren sie Teil der Christenverfolgung. Aber heute muten sie anachronistisch an. Und behindern, ja sabotieren die Verwirklichung von Gottes Heilsplan, indem – biblisch gesprochen – Talente vergraben werden.

Frauenpredigt

Aber seit einiger Zeit ändert sich das. In vielen deutschsprachigen Bistümern sind Frauenpredigten schon heute kirchenrechtswidrige Normalität und werden auch veröffentlicht. Nun werden sie es auch im konservativen Erzbistum Köln. Hier lassen drohende persönliche Konsequenzen noch immer manchen Priester davor zurück schrecken, den Ambo einer Frau für die Predigt zu überlassen. Dies hat sich bei der Vorbereitung der Aktion „Weil wir es können! Pastoral- und Gemeindereferent:innen im Erzbistum Köln predigen“ der Berufsverbände der Gemeinde- und Pastoralreferent:innen im Erzbistum Köln gezeigt. Trotzdem haben gemäss Angabe der Verbände an den beiden letzten Oktober-Wochenenden in 50 Messen Laien im Erzbistum gepredigt, davon 39 mal Frauen (78 %). Daneben gab es etliche weitere Laienpredigten, die nicht im Rahmen der Aktion angekündigt wurden.

Maria als Priesterin

Wer den Gottesdiensten beigewohnt hat, spürte die Selbstverständlichkeit, mit der hier eine neue Tradition gewachsen ist. Die Frauenpredigt war völlig normal und hatte keine Spur eines Aufbegehrens. Die Gemeinde spendete teilweise den hinweisenden priesterlichen Worten offenen Beifall. Während der Gottesdienste fühlte man sich eher an urchristliche Zeiten erinnert, als das Gemeindeleben von Frauen ebenso wie von Männern entsprechend ihren Berufungen geprägt wurde. Und so gilt heute: Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Frauen predigen. Und demnächst noch mehr…